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Bei ebay habe ich mir gebraucht ein No-Name Netbook gekauft. Angepriesen war es als P4You Netbook. Ob das eine Marke sein soll, weiß ich immer noch nicht. An Typenbezeichnung existiert auf dem Gerät nur hinten ein Aufkleber mit der Aufschrift: „CPU: WM 8650 800 MHz, DISPLAY: 6.98“ TFT 800*480, MEMORY: DDR 256 MB, INPUT: = 9V 1.5A“. Also keine Firmenbezeichnung, nichts. Gekauft habe ich es auch nur, weil ich gerne mal Android sehen wollte, und wenn es vielleicht sonst keinen Wert für mich hätte, könnte es immer noch in meiner Küche den MP3 Player machen. W-LAN ist immerhin drin, dann könnte ich mir dieses Netzwerkkabel sparen (ja, Küche und Badezimmer sind noch immer nicht verkabelt).
Erster Eindruck
Es hat eine QWERTY-Tastatur. Beigelegt ist ein Set an Aufklebern, mit dem eine deutsche Tastenbelegung gebastelt werden kann. Es sind aber Papieraufkleber, das wird nicht halten, selbst wenn ich die sauber aufgebracht kriegen würde, also bleibt es für mich bei amerikanischer Tastatur. Dafür, dass ich mit Versand 45 Euro bezahlt habe, bin ich aber mit dem Tastgefühl einverstanden, zufrieden wäre ein zu starkes Wort.
Das Display ist recht schön. Die Farbwiedergabe ist okay, die nutzbaren Blickwinkel erstaunlich hoch, keine Fehler da, fein.
Das Netbook konnte sofort gestartet werden, ich gehe davon aus, dass der Vorbesitzer das schon geladen hatte. Seine Beschreibung „Sie bieten hier auf ein brandneues Netbook, das nur zum Systemcheck ausgepackt wurde“ schien korrekt zu sein. Die installierte Wetter-App war noch auf „Shenzhen“ eingestellt… Mein Versuch, das Gerät in mein W-Lan zu bringen, war teils erfolgreich, was aber auch durchaus an meiner geringen Erfahrung mit W-Lan liegen kann. Im Moment läuft das noch nur WEP-verschlüsselt, WPA/WPA2 habe ich nicht auf Anhieb hinbekommen. Aber immerhin, es ist im Netz, auch wenn der Empfang ziemlich peinlich ist: in meiner Wohnung wird es durch 2 Wände und 5 Meter Entfernung schon schwierig, auch wenn der Access Point auf 100% Funkleistung steht.
Die vorinstallierten Apps lassen viele Wünsche offen, also öffnete ich den „App Market“, der auf dem Desktop lag. Die Auswahl da war auch nicht gerade berauschend, und erst nach der Registrierung habe ich dann heraus gefunden, dass es sich um http://appstoreconnect.com handelt; ein chinesischer Appstore, dessen Auswahl für mich und dieses Gerät nicht allzu befriedigend ist.
Der Videoplayer hat meine ersten Tests hinreichend bestanden, versagte aber bei einer Datei, bei der der Sound in Dolby AC3 48kHz vor lag, was für mich keine echte Einschränkung darstellt. Der Musikplayer spielt Audiodateien ab, viel mehr kann er nicht. Webbrowser funktioniert auch, und die vorhandene Youtube-App tut auch ihr Werk.
Die eingebauten Lautsprecher sind nicht für wesentlich mehr als Systembenachrichtigungen zu gebrauchen, das Sprachverständnis bei Filmen lässt doch der Fantasie viel Raum. Der Kopfhörerausgang ist aber völlig okay.
Da Android (mindestens in dieser 2.2er Version) es nicht unterstützt, Freigaben von Windows zu öffnen, können Dateien nur über eine SD-Karte oder einen USB-Massenspeicher von meinem Hauptrechner zum Netbook übertragen werden. Bei SD-Karten scheint das Gerät auch etwas wählerisch zu sein. Ich habe hier 4 Karten rum liegen, von denen eine tatsächlich defekt ist (was zum Testen immer mal ganz praktisch ist), aber nur eine von denen wurde vom Netbook anerkannt. Alle sind 2 GB – ich habe halt noch viele Geräte, die SDHC nicht verstehen – daher ist es auch ausgeschlossen, dass es sich um eine SDHC-Inkompatibilität handelt. Mein 8GB-USB-Stick funktioniert aber am USB-Port.
Da ich schon Jahrzehnte mit Computern arbeite, erforsche ich neue Geräte immer gerne ohne eine Betriebsanleitung zu lesen, ich denke halt, mit meiner Erfahrung sollte ich auch mit neuen Geräten halbwegs zurecht kommen. Aber ich habe es (erstmal) nicht geschafft, den Android Appstore von Google zu benutzen (Google play). Die „Bedienungsanleitung“ hilft da aber auch nicht weiter, meine Lieblingsstelle in diesem Heftchen ist „5 Keyboard (This section involves photography and video recording. If no camera hardware devices, modify the relevant sections)“…
Google play
Als unbedarfter Neuling nahm ich an, ich könnte einfach mit dem Browser in den Appstore gehen und die kostenlosen Programme herunterladen. Ich gebe zu, ich habe vorher schon das ein oder andere mitbekommen, dass Kompatibilität nicht unbedingt gegeben ist, und man nicht erwarten kann, dass alle Programme zur Verfügung stehen. Aber was mir da geboten wurde ist einfach nicht bedienerfreundlich.
Es fängt damit an, dass ich einen Google-Account machen muss. Kann ich ja schon nicht leiden, wenn ich kostenlose Sachen herunterladen möchte, gibt es keinen notwendigen Grund, dass ich ein Konto eröffnen muss. Aber gut, ich ergab mich in mein Schicksal und habe mir einen Benutzer erlogen. Dann im Browser auf dem Android auf „Installieren“ geklickt, woraufhin gemeldet wurde, dass ich kein Gerät hätte. Womit habe ich denn diese Webseite aufgemacht? Manuelles Hinzufügen von Geräten gibt es nicht, und auch keine verständliche Erklärung, wie das Spiel gehen soll. Nach längerem Suchen fand ich dann heraus, dass ich die App für den Google Appstore installiert haben muss, aber, diese App kann man nicht herunterladen. Die ist entweder vom Hersteller schon installiert, oder man hat Pech.
Gut, dachte ich mir, dann halt ohne Appstore, die Programme muss man doch auch irgendwo anders her holen können. Die APK-Dateien sind schließlich kein Hexenwerk, sondern einfach nur ZIP-Archive mit passendem Inhalt. Ein paar Hersteller sind auch so klug, die Dateien direkt zur Verfügung zu stellen, viele allerdings nutzen den Appstore als einzigen Vertriebsweg. Ich rede immer noch nur von kostenloser Software. Dass es praktisch sein kann, die Rechnungsstellung über andere Dienstleister zu machen, ist eine ganz andere Frage, aber bei kostenloser Software habe ich kein Verständnis dafür.
Airdroid war dann das erste, was ich vom Hersteller direkt beziehen konnte. Auf den USB-Stick kopiert, auf dem Android geöffnet, installiert und lief. Mit dem Programm konnte ich dann über den Browser auf meinem Desktop das Gerät einer näheren Untersuchung unterziehen. Dabei fand ich dann, dass sehr wohl ein Programm namens „com.google.vending“ installiert ist. Das klingt doch schwer nach einem Appstore. Aber das Ding erscheint nicht in der Übersicht über die installierten Apps.
Der „Trick“ war dann, dass ich in den Systemeinstellungen unter „Accounts & sync“ den Google-Account eintragen musste. Daraufhin erschien dann auch der Google-Market in der Liste der Programme, aber erst dann.
Ich fand dann im Appstore das Programm Mortplayer, was mich schon auf meinem alten PPC-PDA begeistert hatte, und wollte es installieren. Antwort der Market-App war „Download was unsuccessful, please try again.“. Da steht „please try again“, als wenn es sich um einen temporären Fehler handelt, wie z.B. dass der Server im Moment nicht erreichbar sei (Download was unsuccessful…), also probierte ich es immer wieder mal, bis es mir gereicht hat, und ich wissen wollte, was wirklich das Problem war. Also Netzwerkverkehr überwacht, Vergleich zu anderen – erfolgreichen – Installationen gemacht, und bin zu dem Schluss gekommen, dass der Download sehr wohl erfolgreich war, aber das Programm nicht installiert werden konnte.
Was auch immer der Grund für die Nicht-Installation war (dass mein Gerät nicht das gelbe vom Ei ist, ist unbestritten), die Fehlermeldung ist schlicht falsch. Und so etwas ist extremst unbefriedigend.
Mein Fazit
Mich stört es nicht, dass ich 45 Euro ausgegeben habe, damit konnte ich jetzt mal mit Android rum spielen. Aber es ist schlicht und einfach Mist, dass dieses Gerät im Zusammenspiel mit dem Rest der Welt wenig bis gar nichts an Nutzbarem leistet. Für Leute, die einfach etwas brauchen, das als Mini-Laptop funktioniert, ist es ungeeignet. Für mich ist es eine Herausforderung, ich werde mich nämlich damit beschäftigen, was mit der Hardware noch machbar ist. Vielleicht Linux installieren, vielleicht eigene Programme schreiben, mal sehen.