Views: 284
ZigBee ist also ein Funkprotokoll, mit dem IoT-Geräte sich mitteilen können. Es ist nicht WiFi, also muss ich den Geräten auch nicht einen potentiellen Zugang zum Internet bieten. Es ist ein etablierter Standard, also erwarte ich, dass das auch funktioniert.
ZigBee benötigt eine Empfangsstation, also habe ich mir einen Sonoff ZigBee 3.0 USB Stick sowie einen ESSENTIALS Heizkörper-Thermostat Zigbee gekauft. Ich empfehle Geräte grundsätzlich nur und dann auch explizit, wenn ich der Meinung bin, dass sie gut sind. Diese beiden Geräte erwähne ich nur, weil ich jetzt mit denen angefangen habe.
Weil ich dachte, bzw. eher nur hoffte, dass wir vielleicht mit Heinautomatisierung bereits an wirklich vernünftigen Standards angekommen sind, bin ich erstmal davon ausgegangen, dass ich einfach Home Assistant installieren könne und alles funktioniert wie Magie.
Home Assistant kann unter anderem mittels HAOS (Home Asssistant Operating System) direkt auf einem Raspberry Pi ausgeführt werden, im Idealfall braucht es nur etwas Zeit und dann ein Pairing mit allen Geräten. Benutzt man HAOS, dann richtet sich weitgehend alles selber ein, der USB-Stick wurde erkannt, aber nach dem ersten Boot mit der neu geschriebenen SD-Karte dauert die Einrichtung noch fast eine halbe Stunde. Allerdings ist alles noch automatisch und man muss nur warten.
Unter http://homassistant:8123/ steht dann eine Weboberfläche zur Verfügung. Mit ein paar Klicks konnte ich dann nach ZigBee-Geräten suchen lassen. Diese müssen sich im Pairing-Modus befinden. Wie das aber bei dem Thermostat geht, dazu lässt sich die Betriebsanleitung nicht aus. In der steht
Die Steuerung und Verbindung mit dem Smartphone sowie der
essentials Smart Home App erfordert zwingend den Einsatz der
essentials Smart Home Zentrale.
Und wenn man die Smart Home Zentrale gekauft hat, dann soll die App die Information raus geben, wie der Thermostat in den Pairing-Modus gebracht wird. Andernfalls darf ich nicht wissen, wie das geht.
Wenn der Thermostat in den Pairingmodus geht, kommt kurz auf dem LCD das Wort “Pair”. Home Assistant findet dann auch ein Gerät, allerdings weiß HA nicht, was es damit anfangen soll.
Zu dem Thermostat kamen nur 2 Datenpunkte automatisch ins System, RSSI (received signal strength indication) und LQI (link quality indicator), mehr nicht.
So direkt weiß ich nicht weiter. Ich kenne mich auch nicht genug mit ZigBee bzw. home automation aus, um zu beurteilen, wo das eigentliche Problem liegt.
- Ist der Standard einfach nicht ausreichend, um – z.B. wie bei Bluetooth – alle wichtigen Gerätetypen per Class compliance zu erkennen und anzusprechen?
- Ist Home Assistant einfach nicht gut genug?
- Möchten alle Hersteller von Geräten vielleicht möglichst nicht kooperieren?
Ich vermute, dass es letzteres ist. Jeder Hersteller von Home automation Geräten will immer noch zusätzlich seine höchst eigene Zentrale mit verkaufen und den Anwender in sein Ökosystem zwingen. Dann muss das Opfer der Kunde alle zusätzlichen Geräte auch von diesem Ökosystem kaufen.
Nicht nur, dass ich das für sehr kundenunfreundlich halte, ich bin auch der Meinung, dass dadurch viel Elektromüll produziert wird. Weiterhin bin ich der Meinung, dass sich solche Hersteller gerade über längere Sicht selber damit ins Aus manövrieren. Gerade, wenn ich eine größere Installation plane und z.B. alles in meinem Haus automatisierbar machen möchte, muss ich mir Gedanken über Interoperabilität oder Zukunftssicherheit machen. Wird <kleiner Hersteller> noch in 3 Jahren existieren und weitere Geräte / Ersatzteile liefern können? Wird <kleiner Hersteller> Firmwareupdates liefern, wenn Sicherheitslücken bekannt werden? Wird der Cloudservice von <kleiner Hersteller> in 2 Jahren noch am Netz sein? Stehen die Server für die Dienste von <kleiner Hersteller> alle in China?
Bei diesen Fragen muss ich eigentlich zu dem Schluss kommen, dass <kleiner Hersteller> nicht in die engere Wahl kommen kann, und <großer Monopolist> auf dem Papier die sicherere Möglichkeit ist. Im Linux Magazin von 2017 ist das Dilemma schon beschrieben:
Und es gibt weitere gute Gründe, die gegen die fertige Hue Bridge von Philips sprechen: Wer etwa die schlauen Lampen von Ikea (Trådfri) besitzt, kann diese nicht mit dem Hue-Gateway verbinden. Denn die Ikea-Lampen sprechen ZHA, während Hue zwingend ZLL als Zigbee-Profil will. Im schlimmsten Falle muss man also zwei separate Steuergeräte betreiben, die voneinander nichts wissen: Komfortabel geht anders.
Natürlich könnte man verschiedenste Zentralen kaufen und diese dann über Home Assistant (in vielen Fällen zumindest) koordinieren, aber warum sollte ich mehr als eine Zentrale überhaupt haben? Zusätzlich ist es auch nicht so, dass <großer Hersteller> notgedrungen für Qualität steht, besonders schön beschrieben in einem Video von Linus Tech Tips.
Das vorläufige Fazit ist auf jeden Fall, dass es auch heute nicht möglich ist, einfach Heimautomatisierungs-Bestandteile zu kaufen und sie “einfach so” einzusetzen. Mindestens muss man sich lange mit Kompatibilitäten auseinander setzen.
Ich experimentiere jetzt erstmal mit Zigbee2MQTT rum, da ich da zumindest schonmal die Meldungen vom Thermostat roh sehen kann.