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Ich bin König, zumindest laut Sprichwort, denn ich bin Kunde. So denke ich zumindest hin und wieder, stelle jedoch genauso häufig fest, dass ich doch nur eine Kuh auf der Wiese der Kaufmänner bin, die gemolken werde soll.
Gestern brauchte ich eine (eine!) Orange. Ich bin gewöhnlich kein großer Freund von Zitrusfrüchten, weder in ihrer natürlichen Form mit aggressiven Säuren in ihrer Schale, die beim Schälen zielsicher meine Augen finden, noch in ihrer erbärmlich zugerichteten Form im Tetrapak. Somit habe ich selten Verwendung für sie, und eine Bevorratung macht wenig Sinn, außer dass ich Wetten darauf abschließen kann, ob sie vertrocknen oder Schimmel ansetzen. Auf dem Markt fand ich dann einen Stand, bei dem ausladend Orangen lose übereinander liegend dem potentiellen Käufer harrten. Ein Schild informierte mich darüber, dass sie aus Marokko stammten und 20 von ihnen für eine freundliche Spende von 4 € den Besitzer wechseln würden, 10 es bereits für 2,50 € täten. Ich brauchte eine. Also fragte ich den Herren ohne scheinbaren Migrationshintergrund, der in einer grünen Schürze gekleidet auf Offerten der möglichen Kundschaft wartete, welche Summe ihn davon überzeugen könnte, mir eine dieser nordafrikanischen Früchtchen zur Zubereitung meines Males zu überlassen.
Die wenig hilfsbereite Antwort lautete: “Mindestmenge sind 10”. Was soll ich aber mit 10 Apfelsinen? Ich bin die Schimmelwette schon länger satt, deshalb ging ich doch extra zum freien Kaufmann, anstatt im ordinären Einzelhandel Netze mit 5 oder 10 Exemplaren zu erstehen. In diesen industrialisierten Einkaufstempeln habe ich Verständnis, wenn auch kein Wohlwollen, für die Idee der Massenabfertigung, die Sonderwünsche nicht zulässt. Aber der Marktstand sollte doch in der Lage sein, den Wünschen des Kunden entgegen zu kommen.
Ich erklärte dem Herren, dass 10 Orangen auf einmal für mich keine Befriedigung meiner Wunsches darstellte, sondern mehr eine Belastung. Was ich sagte war “Was soll ich mit 10 Orangen? Ich brauch eine.” Ich bot ihm dann an, einen um 100% höheren Preis für eine Orange zu zahlen, als sich rechnerisch ergäbe, nämlich 50 Cent. die Reaktion war immer noch niederschmetternd: “Kaufen Sie 10 oder gehen sie weg.” Leider vergaß ich, ihn zu fragen, was er denn für 11 wolle, aus der Differenz zu 10 hätte ich dann ja feststellen können, was er für eine wollte…
Mal ehrlich: was soll das? Ich habe natürlich dann gar keine Orange gekauft, sondern mein Rezept der Lage angepasst und Mango benutzt. Damit bekam dann mein lokaler Einzelhandel das Geld, jedoch nicht der Kaufmann, dem es scheinbar intellektuell zu herausfordernd war, sich einen sinnvollen Gegenwert für eine Frucht zu überlegen. Gerade wo doch vor kurzem noch in epischer Breite, wenn auch nur beschränkter Länge, das Problem diskutiert wurde, dass wir zuviel Nahrungsmittel weg werfen. Aber wie soll ich denn sinnvoll Einkaufen, wenn mir Stöcke in den Weg gelegt werden?
Für solche Wünsche muss ich dann wohl zum Händler mit Migrationshintergrund gehen. Bei denen zumindest habe ich noch nicht erlebt, dass sie sich mit bürokratischer Manie weigern, mein Geld an zu nehmen.